NIGERIAN MIGRANTS IN VIENNA SINCE THE 1960s
Das interdisziplinär konzipierte Projekt beschäftigt sich mit der nigerianischen Migrationsgeschichte und der Frage, wie sie sich bis heute in das Gedächtnis der Stadt Wien eingeschrieben hat. Changierend zwischen Kunst und Wissenschaft war das Vorhaben in einen Forschungsprozess und ein Präsentations- bzw. Ausstellungskonzept unterteilt. In Anlehnung an Bestrebungen für ein zukünftiges „Archiv der Migration“ war es Ziel des Projekts, Material aus Sicht der Migrant:innen selbst zu sammeln und aufzuarbeiten. Auf Basis von Übersetzungen, Transkriptionen und Auswertungen qualitativer Interviews und informeller Gespräche, Sound- und Videoaufnahmen sowie Recherchen in unzähligen Archiven wie dem Staatsarchiv, des AAI an der Uni Wien, der Diözese Wien, dem Radio Afrika und verschiedenen Vereinen wurde das Ausstellungsprogramm künstlerisch aufbereitet. Dabei wurden unter anderem in einer chronologischen Darstellung wichtige Ereignisse wie die Entstehung afrikanischer Geschäfte, Kirchen oder maßgeblicher Organisationen wie „NANCA – National Association of Nigerian Community Austria“, einem Verein für alle in Österreich lebenden Nigerianer:innen gezeigt oder das ambivalente Verhältnis unterschiedlicher Generationen nigerianischer Migrant:innen zueinander künstlerisch inszeniert.
Der Ausstellungsort „King Barbing Salon“, ein afrikanischen Friseursalon, wurde bewusst gewählt, um auch Menschen ohne starken Bezug zum Kulturgeschehen zu erreichen. Eine Rahmenveranstaltung erinnerte außerdem an den gewaltsamen Tod Marcus Omofumas 1999, der Auslöser starker Protestbewegungen und für Kritik an systemimmanenten Rassismen war. Am Abschlussabend im Wien Museum wurde Nigerianer:innen und anderen afrikanischen Migrant:innen nochmals eine Bühne für Musikperformances, eine Lesung und Podiumsdiskussion und Raum für transkulturellen Austausch geboten.