The Death of Hammam: Decoupling of Homosociality and Homosexuality in the Post-Ottoman Balkan

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Do 18. Januar 2024, 19:00–22:00
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A lecture by Mišo Kapetanović in English

Introduced by the Turkish Empire, the hammams played a pivotal role in shaping Eastern Mediterranean homosocial culture. These spaces enabled individuals of the same gender to engage in various activities such as bathing, massaging, and socializing, sometimes leading to clandestine sexual encounters. Western observers, often both shocked and intrigued, portrayed these practices in their Orientalist literature and art. In the Balkans, the disappearance of hammams coincided with the rise of the Habsburgs and later the Yugoslav kingdom, which replaced the western territories of the Empire, and this lecture explores whether the decline of hammams that coincided with this change was due to new hygiene practices or the growing stigma around homosexuality, both introduced by modernity.

Focusing on Bosnia and Herzegovina, the lecture examines the historical significance of hammams beyond their primary purpose of cleanliness and ritual. These establishments were vibrant social centers where individuals engaged in various activities, some of which potentially led to intimate relationships outside the scope of societal judgment, but others simply indulged the needs of leisure and youth. The fading of hammams reflects a shift in masculine ideals, moving from Ottoman-influenced practices toward Western norms.

The lecture calls for revisiting the historical patterns of male-to-male relationships within these settings, offering a nuanced view of the development of queer identities and their interplay with social norms and gender roles. The research does not seek to prove the occurrence of such relationships within hammams, assuming them to be historical facts. Instead, it aims to uncover and analyze the narratives and societal mechanisms that have historically downplayed or ignored these interactions and behaviors.

Biography: Mišo Kapetanović is Marie Sklodowska Curie Postdoctoral Research at the Insitute for Habsburg and Balkan Studies, Austrian Academy of Sciences, here in Vienna. He works in cultural anthropology and European ethnography and has earned his doctoral degree in Balkan Studies from the University of Ljubljana. He wrote on informal construction, labor migration, vernacular commemoration practices, and queer music audiences in the region. His current project, generously funded by the European Commission, explores regimes of gender and sexual diversity in the Western Balkans Mountains in the late 19th and early 20th centuries and revises the existing knowledge about non-heteronormative practices beyond criminalization, placing the genesis of codified homophobia in a historical context that emerged with modernization.

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Der Tod des Hammam: Die Entkopplung von Homosozialität und Homosexualität auf dem post-osmanischen Balkan – ein Vortrag von Mišo Kapetanović auf Englisch

Die vom türkischen Reich eingeführten Hammams spielten eine zentrale Rolle bei der Ausprägung der homosozialen Kultur im östlichen Mittelmeerraum. In diesen Räumen konnten Personen gleichen Geschlechts verschiedene Aktivitäten wie Baden, Massieren und geselliges Beisammensein ausüben, was manchmal zu heimlichen sexuellen Begegnungen führte. Westliche Beobachter waren oft schockiert und fasziniert zugleich und schilderten diese Praktiken in ihrer orientalistischen Literatur und Kunst. Auf dem Balkan fiel das Verschwinden der Hammams mit dem Aufstieg der Habsburger und später des jugoslawischen Königreichs zusammen, das die westlichen Gebiete des Reiches ablöste.

In diesem Vortrag wird untersucht, ob der Rückgang der Hammams, der mit diesem Wandel zusammenfiel, auf neue Hygienepraktiken oder die zunehmende Stigmatisierung der Homosexualität zurückzuführen ist, die beide durch die Moderne eingeführt wurden.Der Vortrag konzentriert sich auf Bosnien und Herzegowina und untersucht die historische Bedeutung von Hammams über ihren primären Zweck der Sauberkeit und des Rituals hinaus. Diese Einrichtungen waren lebendige soziale Zentren, in denen die Menschen verschiedenen Aktivitäten nachgingen, von denen einige möglicherweise zu intimen Beziehungen führten, die sich der gesellschaftlichen Beurteilung entzogen, während andere einfach den Bedürfnissen der Freizeit und der Jugend dienten. Das Aussterben der Hammams spiegelt einen Wandel der männlichen Ideale wider, die sich von osmanisch geprägten Praktiken hin zu westlichen Normen bewegten.Der Vortrag ruft dazu auf, die historischen Muster der Beziehungen zwischen Männern und Frauen in diesen Einrichtungen zu untersuchen, um einen differenzierten Blick auf die Entwicklung queerer Identitäten und ihr Zusammenspiel mit sozialen Normen und Geschlechterrollen zu ermöglichen. Die Forschung versucht nicht, das Auftreten solcher Beziehungen in Hammams zu beweisen, sondern geht davon aus, dass es sich dabei um historische Fakten handelt. Vielmehr zielt sie darauf ab, die Narrative und gesellschaftlichen Mechanismen aufzudecken und zu analysieren, die diese Interaktionen und Verhaltensweisen historisch heruntergespielt oder ignoriert haben.

Biographie: Mišo Kapetanović ist Marie-Sklodowska-Curie-Postdoktorand am Institut für Habsburger- und Balkanstudien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hier in Wien. Er arbeitet im Bereich Kulturanthropologie und Europäische Ethnographie und hat an der Universität Ljubljana in Balkanstudien promoviert. Er schrieb über informelles Bauen, Arbeitsmigration, volkstümliche Gedenkpraktiken und queere Musikhörerschaft in der Region. Sein aktuelles Projekt, das von der Europäischen Kommission großzügig finanziert wird, erforscht die Regime geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in den westlichen Balkangebirgen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und revidiert das vorhandene Wissen über nicht-heteronormative Praktiken jenseits der Kriminalisierung, indem es die Entstehung kodifizierter Homophobie in einen historischen Kontext stellt, der sich mit der Modernisierung entwickelte.

Bild: Badehaus-Szene von Kamāl ud-Dīn Behzād, 1495 (Public Domain)

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VeranstaltungsortOtto Wagner Areal
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Öffentliche Anbindung Bus 48A, Station "Otto Wagner Areal"
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Otto Wagner Areal, ehem. “Direktion”, Stiege 2, Hochpaterre,Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien

Barrierefreier Zugang über Rampen an der Rückseite des Gebäudes möglich