Das elftägige Festival brachte internationale Gäste aus Kunst, Technik und Forschung nach Wien, um über Vorteile und Herausforderung von „Open Source“, also dem frei zugänglichen Wissen in Bezug auf neue Technologien, zu diskutieren. Mit rund hundert Vortragenden und achzig Veranstaltungen wurde ein kritisches Forum mit dem Anliegen konzipiert, die gesellschaftliche Relevanz und Bedeutung dieser „freien Zugänglichkeit“ zu verhandeln und kritische Strategien in der Handhabung offener Technologien zu entwickeln.
Das Festival bespielte dabei unterschiedliche Orte in Wien. Zentrale war die ehemalige Polizeidirektion Innere Stadt, deren Standort es ermöglichte, unterschiedliche Publikumsschichten anzusprechen. Die Angebote reichten von Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen, Workshops, Kunst- und Praxis-Laboren bis hin zu der Performancereihe „Vibrance“, in der Klangkünstler:innen mit Sound und Musik experimentierten. In der Festivalzentrale wurde beispielsweise ein Repair Café eingerichtet. Unter dem Projektnamen „Civil Disobedience“ konnte man dort gemeinsam mit dem Künstler Hannes Waldschütz kaputte Geräte reparieren und so zivilen Ungehorsam üben, da diese Praxis aus der Sicht produzierender Firmen alles andere als gewollt ist.
Im „AXIOM Open Cinema Lab“ wurde anderenorts die erste quelloffene professionelle Filmkamera vorgestellt und in darauf aufbauenden Workshops angewendet.
Ein weiteres Thema widmete sich den „Open Maps“ als Konkurrenzangebot zu Googles Monopolstellung in der Repräsentation der Welt; entwickelt vom Medienkünstler Josh Harle während seiner Artist Residency in Wien, gemeinsam mit dem RIAT Research Institute for Art & Technology.
Vorgestellt wurde auchein digitales Instrument zur Erstellung eigener Landkarten, die als offene Quelle per Internet angeboten werden können.
Höhepunkt des „Coded Culture Openism“ war das eintägige Symposium „Open Hardware Summit“. Es richtete sich an ein Publikum mit Interesse an Entwicklung und Technologieforschung. Internationale Gäste sprachen über Formen digitaler Interaktion, Verbesserungsansätze in der Kommunikation mit produzierenden Maschinen, über feministische Hackerspaces oder Grenzen digitaler Kreativität. Tarek Loubanio, palästinensisch-kanadischer Arzt und Physiker, beschäftigt sich beispielsweise mit der billigen, jedoch qualitativ hochwertigen Herstellung medizinischer Open-Hardware-Geräte. Dies stellt ein wichtiges Thema vor dem Hintergrund hoher Produktionskosten und der Unleistbarkeit grundlegender medizinischer Gerätschaften für Entwicklungsländer dar – insbesondere auch als gelebte Realität in Palästina, wo Loubanio als Arzt tätig ist. Mit dem „Coded Culture Openism“ wurde erstmals ein Festival durchgeführt, das sich über künstlerische wie wissenschaftliche Betrachtungsweisen der Rolle und Bedeutung einer sich rasant entwickelnden Technologisierung widmete. Als Netzwerktreffen mit internationaler Tragweite förderte es die Wichtigkeit im Austausch von digitalen Wissen, Methoden und Umsetzungsformen. Gleichsam bot es Raum für Politik, Gesellschaftsfragen und Möglichkeiten der Anwendung alternativer Praktiken in Hinblick auf vorherrschende Strukturen.