Magdalena Chowaniec in Kooperation mit Dschungel Wien und Divercity Lab

Medeas Töchter*

Junge Frauen mit Lila Tüchern, die Hände nach oben gestreckt

Eigentlich sollen unsere Stimmen, Gesichter, Körper und Gedanken nicht gehört und gesehen werden. Auf unserem Rücken wird Politik gemacht, wir sind aber nicht Teil davon. Doch plötzlich gelten wir für die Gesellschaft als systemrelevant. Als Krankenschwester, Kassiererin, Frisörin, Reinigungskraft und Schauspielerin befreien wir uns von unserer zugeschriebenen Funktion und treten erstmals als Töchter* Medeas kompromisslos und fordernd an die Öffentlichkeit.

Denn was keine:r mehr wissen will und worüber keine:r spricht: Wer sind eigentlich die Nachfahren und vor allem die kulturellen Erb:innen von Medea? Das sind wir! Wir, Medeas Töchter*, brechen auch heute immer wieder auf zu neuen Ufern, geben uns mit der Stagnation und Regression an unserem Geburtsort nicht zufrieden, ziehen weiter, überqueren und unterwandern Grenzen, schaffen neue Orte, ganze Städte, teilen unser Wissen, bringen frischen Wind, neue Ideen, unbekannte Praktiken und Bräuche mit, machen das Leben lebendiger, diverser und schillernder, geben Anstoß für Reibung, Hitze und erzeugen Energie, sind der Motor der Gesellschaft und der Funke der Wahrheit!

Medea ließ sich weder unterwerfen noch kolonisieren, weder assimilieren noch integrieren. Sie ließ sich nicht f*cken und nicht verarschen, sie ließ sich weder den Mund verbieten noch die Gedanken. Die Autorin Tunay Önder hat aus feministischer Sicht den griechischen Mythos der Medea neu geschrieben und die Schauspielerinnen haben eigene Geschichten beigesteuert. „Wir, Medeas Töchter*, haben besondere Fähigkeiten und lassen uns nicht auf ein Geschlecht und eine Herkunft festlegen; wir sind alles das, was sich nicht in die herrschende Ordnung pressen lässt!“

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Ziel des Projektes war es, dass junge Frauen, deren Sichtbarkeit und Einflussnahme auf die Gesellschaft in den Hintergrund gedrängt werden, das Wort ergreifen. Durch unterschiedliche performative Formate wurden die Stimmen der Teilnehmer:innen an vielen Orten (online, im öffentlichen Raum und auf der Bühne) hörbar gemacht.

Es war ursprünglich geplant. das Projekt „Medeas Töchter*“ mit einer Premiere im öffentlichen Raum abzuschließen. Doch aufgrund des Lockdowns mussten wir, wie alle Kulturschaffenden, alles absagen. Daher haben wir im Zuge des Lockdowns entschieden, unsere Aktivitäten online weiterzuführen. Dafür wurde eine Website speziell für das Projekt gestaltet. Diese digitale Plattform hat uns im Lockdown eine Möglichkeit gegeben, die Stimmen von Frauen* weiter zu mobilisieren und uns über unsere individuellen und kollektiven Bedürfnisse und Erlebnisse auszutauschen. Sobald die Corona-Maßnahmen es zuließen, fingen wir wieder an zu proben und entwickelten so einen Ablauf aus Monologen, chorischen Momenten und Choreografien und zeigten diese im öffentlichen Raum.

Ab Anfang Juni wurden von Magdalena Chowaniec und Hannah Heckhausen choreographisch-chorische Workshops für alle interessiertem Frauen* angeboten. Währenddessen hat sich eine Gruppe von zehn Frauen herauskristallisiert, die eine abschließende Intervention in der Stadt durchführte. Ein weiteres Teilprojekt war eine Audiotour. Die Idee der Audiotour entstand gemeinsam mit den Student:innen des DiverCityLAB. Somit haben sich in einem Projekt drei große Teilprojekte entwickelt, die auch für sich alleinstehen könnten.

Programmreihe und Performances: 12. Oktober 2019 – 4. Juli 2020
Workshops: 12. Oktober – 24. November 2019, Dschungel Wien
Kick-Off: 15. Februar 2020
Stadtspaziergänge, öffentliche Performances, Showing: 17. Juni – 4. Juli 2020, verschiedene öffentliche Plätze in Wien

Team

Magdalena Chowaniec, Corinne Eckenstein, Aslı Kışlal | Projektleitung
Anna Schober | Dramaturgie
Anna Sonntag | Produktionsleitung
Tunay Önder | Text
Hannah Heckhausen | Chorarbeit
Rainer Berson | Fotografie
Rosa Wiesauer | Kostüme und Styling-Stadtspaziergang
Uwe Felchle | Sounddesign und Musik – Medeas Irrgarten
Barbis Ruder | Grafikdesign Homepage – Medeas Töchter*
Esra Özmen, Yasmine Hafedh | Workshopleitung
Katharina Fischer | Assistenz – 5 systemrelevante Performances
Lilly Pfalzer | allgemeine Assistenz
Sarah Strauss | Kostümassistenz