THE CHARITY SHOW!
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen von „Charity“ und gesellschaftlicher Solidarität war zentraler Ausgangspunkt dieses Projektvorhabens. Als wichtige Aspekte in der Herangehensweise galten dabei die Bedeutung und der soziale Umgang von Betroffenheit und Empathie vor dem Hintergrund kapitalistischer Regelwerke, die nicht davor Halt zu machen scheinen, sich auch diese „Marktlücke“ anzueignen. So wird diese Form der emotionalen Repräsentation von Leid und Armut oft seitens einzelner Prominenter oder erfolgreicher Unternehmen dazu benutzt, ihren Humanismus gewinnbringend in Szene zu setzen.
Ziel des Projekts war es demnach, sich dieses Format kritisch anzueignen und eine „Charity von unten“ zu organisieren. Um eine neue Perspektive auf das Charity-Format zu gewinnen und im weiteren Sinne auch Fragen nach alternativen Gesellschaftsmodellen zu entwickeln, in denen Solidarität wieder ermöglicht wird, wurden bis zur eigentlichen Show zwei parallele Prozesse gestartet. In einer Reihe von humoristisch-ironisch angelegten Videointerviews und -performances wurde mit Persönlichkeiten, die mit der politischen Linken sympathisierenden, über Gesellschaft, Bestechung, Demokratie und Bildung geplaudert. Gleichsam initiierte und präsentierte man drei im Sinne des Projekts „empathiewürdige“ Sozialinitiativen, die z.B. im Kontext einer linken Demonstration performativ vorgestellt wurden und über deren Gewinner:in sich per Online-Voting Abstimmen ließ. Alle drei Projekte widmen sich der Überwindung von Barrieren – seien das nationale Grenzen bei „rueber“, gesellschaftliche Barrieren gegenüber Migrant:innen und Refugees in „Migrating kitchen“ oder gegenüber Menschen mit Behinderung beim Projekt „pro 21“.
Die Lugner City wurde als paradigmatisches Beispiel lokaler Konflikte und spannender sozialer Brennpunkt für die Show ausgewählt. Sowohl von Migrant:innen in kultureller Hinsicht als auch von der FPÖ für Wahlkampfzwecke gerne genutzt, stellte dieser Ort ein für das kritische Wiener Kulturgeschehen schwer erreichbares Publikum zur Verfügung. Geladen wurde unter anderen Stefanie Sargnagel, um in Form einer Lesung über ihre Erfahrungen mit Ausgrenzung, Sexismus und ihre literarisch verarbeiteten Konfrontationen mit FPÖ Wähler:innen und die Mitgliedschaft bei der Burschenschaft Hysteria zu berichten. Klaus Werner-Lobo stellte sich der Frage, warum die „Linken so abgehoben und nur für die da oben da sind“. Neben einschlägiger Hip-Hop-Acts gab Chips-Legende und zweifacher Song-Contest-Teilnehmer Tony Wegas musikalische Klassiker zum Besten. Hightlight des Abends war die Verkündung des Siegerprojekts der zur Auswahl gestandenen Sozialprojekte. „Migrating kitchen“, ein Cateringprojekt von Gastarbeiter:innen und Geflüchteten, wurde Gewinner der Spendenaktion, wodurch ein wichtiger Schritt in Richtung Selbsterhaltung und Nachhaltigkeit ermöglicht werden konnte.