Künstler Tomash Schoiswohl hat bereits 12 Jahre zum Verkehrsknotenpunkt Matzleinsdorferplatz geforscht. Eckpfeiler seiner Auseinandersetzung sind Fragen zur Ordnungspolitik mit Aspekten der Stadtpolitik, die Stadt-und Verkehrsgeschichte sowie das Modell der Geschichtsbaustelle. Der Auftakt des Projekts, die Ausstellung „Geschichtsbaustelle Matzleinsdorferplatz“, war ein großer Erfolg. Interviews mit Zeitzeug:innen, umfangreiche Bild- und Filmmaterialien, künstlerische Beiträge, Requisiten und Kunstwerke präsentierten einen vielfältigen Blick auf Wiens bekanntesten Verkehrsknotenpunkt.
Die Matzleinsdorfer Festspiele eröffneten am 1. Mai unter dem Titel „Kapitalismus ist für immer“ mit einer überdimensionierten Installation, einer Filmvorführung und einem 1.-Mai-Feuerwerk vom Dach des ehemaligen Pyrotechnikgeschäfts. Neben einer Video-Performance-Lesung, einem performativen Stadtspaziergang, einer Gruppenausstellung von Studierenden aus Linz, musikalisch eröffnet von Lime Crush, und einem technisch aufwändig konzipierten Theaterstück, wurde das Feuerwerkshäuschen außerdem vom Künstler Juri Schaden in einen Beauty Salon verwandelt (Donaualgengesichtsmasken). Großartiger Abschluss war eine performative Lesung im Feuerwerkshaus, die über Boxen die Straße zurückbeschallte, umrahmt von den Darbietungen des Chors „Im Ernst“.
Mir ist es darum gegangen, den widerspenstigen und widerständigen Charakter des Matzleinsdorferplatzes hervorzuheben. Im Feuerwerk. Im Gegenteil zum White Cube. Im Kontext vom krisenhaften Kapitalismus und einer traurigen Renaissance von faschistischen und autoritären Modellen ist es wichtig, Modelle und Konzepte für eine Kultur des Widerstands zu entwickeln.
Tomash Schoiswohl