Das Theaterkollektiv Hybrid ruft zur Aktion gegen systemische Morde auf und versammelte im Zuge dessen einen 80-köpfigen Sprechchor unter der Leitung von Özlem Bulut, der im Juni 2023 durch fünf Bezirke in Wien zog, in denen sich teilweise Tatorte befinden. Am 25. Juni 2024 wird erneut zur Aktion aufgerufen und eine weitere Chor-Premiere stattfinden. Im Fokus stehen tagesaktuelle Texte und Berichte, die die Missstände beim Schutz von Betroffenen thematisieren und das politische, institutionelle Versagen, das die zahlreichen Feminizide ermöglicht.
„Gewalt gegen Frauen ist ein anerzogenes, sozialisiertes Problem“, sagt Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Inhaltlich behandeln die Aufführungen eben dieses Problem: Gewalt gegen Frauen und queere Personen. Es geht um fehlende politische Maßnahmen zur Gewaltprävention, um rassistische Narrative, die patriarchale Gewalt als “importiertes Problem” darstellen und um fehlende Solidarität im Kampf um die Rechte von trans*Personen.
Jeder Tag hatte in der Performance-Reihe im Juni 2023 einen anderen Schwerpunkt zu den verschiedenen Formen und Vorstufen der Gewalt, basierend auf der Gewaltpyramide, die aus der genderspezifischen Gewaltforschung stammt. Die Spitze bilden Morde und Suizide, die unterste und breiteste Stufe sind die Überzeugungen und Einstellungen. Anschließend an alle Veranstaltungen fanden Paneldiskussionen mit verschiedenen Expert:innen statt. Den Abschluss bildete ein Event mit Panels und Performances vor der Karlskirche am 25. Juni 2023. Dieses Format wird nun mit einer neuen Uraufführung am 25. Juni 2024 wiederholt.
Im Zuge des Projekts wurde ein eigens dafür kreiertes Mahnmal von Duha Samir am Karlsplatz am 8. März 2024 enthüllt, das nochmals auf visueller Ebene die auf den ersten Blick oft unsichtbaren und unsichtbar gemachten Mechanismen von geschlechterspezifischer Gewalt verdeutlicht und sich in das Stadtbild schreibt. Bis Ende August ist dieses erste europäische Mahnmal gegen Feminizide noch zu sehen.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und der politischen Wirksamkeit läuft ab sofort eine Petition in Kooperation mit #aufstehn. Die Aktion wird entsprechend der Forderung nach einem jährlichen Gedenktag am 25. Juni für die Opfer von Femiziden wiederholt. Unterstützt wird die Aktion u. a. von StoP Wien, dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser und Claim the Space.
Kooperationspartner für die Uraufführung 2024 sind die Brunnenpassage und das Kosmos Theater.